Spricht man über Beat’em’Ups kommt man nicht um „Street Fighter II“ umher. Gut und gerne kann man sagen, dass „Street Fighter II“ bis heute das wichtigste Spiel des gesamten Genres ist und es maßgeblich geprägt hat. Mit insgesamt sieben Neuauflagen in dreißig Jahren hat Capcom immer wieder an den Stellschrauben der Spielmechaniken des Klassikers gedreht und es immer weiter perfektioniert. Mit „ULTRA Street Fighter II: The Final Challengers“ erscheint passend zum 30-jährigen Jubiläum der laut Titel finale Abschluss der „Street Fighter II“-Reihe – auch wenn man niemals nie sagen sollte.
Hadouken!
Vom ursprünglichen Spiel geht mit „ULTRA Street Fighter II: The Final Challengers“ nichts verloren. Wie schon auf dem Super Nintendo wählt man aus Kämpfern wie Ryu, Blanka oder Cammy seinen Favoriten aus, um sich im Arcade-Modus gegen die anderen Kämpfer zu beweisen. Die Angriffskombinationen sind gleich geblieben, sodass Veteranen direkt einsteigen können. Wer mit „Street Fighter II” bislang nicht in Berührung kam, wird sich wohl eher mit wilder Tasten-Drückerei zur Wehr setzen. Der Spieleinstieg in „Street Fighter II” ist aber vergleichsweise noch einfach und mit ein wenig Mühe hat hat man Angriffe wie das ikonische Hadouken schnell verinnerlicht.
Zeit für einen neuen Anstrich
Wie schon die vorherigen Neuauflagen von „Street Fighter II“nimmt sich „ULTRA Street Fighter II“ eher kosmetischen Änderungen an und lässt das grundlegende Spiel weitestgehend unberührt. Die wohl auffälligste Überarbeitung ist der HD-Anstrich. Sämtliche Charaktere und Arenen wurden durch hochauflösende, handgezeichnete Grafiken ausgetauscht. Zugegebenermaßen ist der Zeichenstil Geschmackssache, vor allem aber auch nicht wirklich neu. Bereits in “Super Street Fighter II Turbo HD Remix” hatte man die Pixel-Grafik durch die HD-Optik ersetzt. Das größte Problem ist allerdings, dass die Animationen unverändert geblieben sind. Speziell die Hintergründe wirken dadurch reichlich merkwürdig, wenn Personen nur zwischen zwei Animationen wechseln.
Wer sich mit dem HD-Stil nicht anfreunden kann, hat immerhin die Möglichkeit zum originalen Pixel-Look zu wechseln. Dafür muss man allerdings jedes Mal in die Einstellungen im Hauptmenü wechseln. Ein nahtloser Wechsel wie beispielsweise jüngst in „Wonder Boy: The Dragon’s Trap“ ist nicht möglich, würde bei einem derart schnellen Spiel wie „Street Fighter“ aber auch nur schlecht funktionieren. Ein klarer Vorteil des HD-Stils gegenüber dem klassischen Pixel-Look ist das Bildformat. Im HD-Stil streckt sich das Spielgeschehen über den gesamten Bildschirm, während man im Pixel-Look originalgetreu nur in einer 4:3 Auflösung spielen kann. Passend zur HD-Grafik gibt es auch moderne Stimm-Aufnahmen und Hintergrundmusik. Löblich ist, dass man Grafik- und Sound-Stil unabhängig voneinander wechseln und so beispielsweise mit 8-Bit-Grafik aber dafür modernen Sounds spielen kann.
Neue Herausforderer?
Der Untertitel „The Final Challengers“ kommt nicht von ungefähr. Mit Evil Ryu und Violent Ken stoßen nach knapp 20 Jahren zwei neue Figuren in die Charakter-Auswahl hinzu. Das klingt spektakulärer als es letztlich ist. Wer die „Street Fighter“-Reihe verfolgt hat weiß, dass die Alter-Ego von Ryu und Ken keine Neulinge sind und in späteren Teilen der Reihe bereits auftraten. Da sie sich von ihrem eigentlichen Selbst nur geringfügig unterscheiden, ist der Mehrwert minimal. Evil Ryu und Violent Ken wirken eher wie eine nachträgliche Ergänzung der Vollständigkeit halber, statt neuem Spielwert. Gänzlich neue Charaktere – und seien es nur die Alter-Ego von Figuren wie Chun-Li – wären sicherlich spannender gewesen.
Ähnlich verhält es sich mit dem Kumpelkampf. Dieser existierte beispielsweise schon in „Street Fighter Alpha“, wenn auch unter anderem Namen. In diesem Modus kämpft man zu zweit gegen einen, wobei man entscheiden kann ob man mit der CPU oder einem weiteren Spieler zusammen kämpft. Letzteres sollte hier die Präferenz haben. Speziell in den höheren Schwierigkeitsgraden kann man sich auch zu zweit an einigen Gegnern die Zähne ausbeißen. Das kooperative Spiel ist gerade für „Street Fighter“ eine angenehme Abwechslung, da man es sonst nur gewohnt ist sich in packenden 1 gegen 1-Matches gegenseitig zu vermöbeln.
Passt auf die Switch wie Faust aufs Auge
Und gerade hier steckt der Reiz von „ULTRA Street Fighter II: The Final Challengers“. Mit den Joy-Con der Nintendo Switch ist ein Mehrspieler-Kampf zu jeder Zeit an jedem Ort möglich. Während man sich früher noch vor die Matschscheibe quetschen musste, kann man „ULTRA Street Fighter II: The Final Challengers“ auch unterwegs gegeneinander spielen – sei es nun im Park oder dem Biergarten. Gerade die Kurzweiligkeit der Kämpfe und die knappen Entscheidungen über Sieg oder Niederlage haben „Street Fighter II“ schon früher ausgemacht und tun es auch noch heute. Das passt wie Faust aufs Auge zur Nintendo Switch und wurde von den Entwickler glücklicherweise genauso erkannt.
Und dann wäre da noch der Der Weg des Hado ...
Im Grunde kann man „ULTRA Street Fighter II: The Final Challengers“ daher nur wenig ankreiden. Das grundlegende Spielkonzept geht noch heute auf – einzig etwas mehr Einfallsreichtum wäre wünschenswert gewesen. Dass der einzige von Grund Auf neue Modus „Der Weg des Hado“ so sehr enttäuscht, schmeckt desto bitterer.
Aus der Ego-Perspektive steuert man Protagonist Ryu und muss mit den Joy-Con seine ikonischen Angriffe nachahmen. Genau das entpuppt sich als wilde Fuchtelei im Wii-Stil wie wir es noch alle kennen und fürchten. Auch wenn die Bewegungserkennung der Joy-Con deutlich fortgeschrittener ist als die der Wii-Fernbedienung, werden oft und gerne die falschen Angriffe erkannt. Mit gerade einmal vier Angriffstechniken und nicht einmal normalen Hieben und Tritten, sind Ryus Angriffe außerdem sehr beschränkt. Das Abwehren der Angriffswellen ist somit sehr repetitiv und alles andere als motivierend. Daran ändert auch das Level-System nichts, das Ryus Fähigkeiten verbessert, da man nach einem Versuch dem Modus wohl schlichtweg den Rücken zukehrt. Wieso man sich für den Modus außerdem an 3D-Modellen aus „Street Fighter IV“ und „Street Fighter V“ bedient hat, ist ebenso fraglich, wie der Sinn und Zweck dieses verunglückten Spiel-Modus.
Bisher gibt es 18 Kommentare
Stimmt. Dann müsste man ja auch sagen, dass Gamepads für PC-Shooter nicht zu empfehlen sind.
Den Preis finde ich allerdings auch recht fragwürdig.
/edit: Vielleicht noch die Hauptkritikpunkte:
- Preis/Leistungs Verhältnis nicht ok
- ohne Pro Controller nicht zu empfehlen
- Performance von VS Duellen
+1 fürs Review
Eine Frage: was ist der unterschied von Ken und Ryu zu den "bösen" Varianten?