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Mario Strikers: Battle League Football

Es gibt wohl kaum etwas Schöneres, als im Sommer bei bestem Wetter unter freiem Himmel Sport zu treiben. Doch manchmal gibt es eben auch im Sommer verregnete Tage. Umso besser also, dass für diesen Fall auf Nintendo Switch diverse Sportspiele als Alternative bereitstehen. Nachdem vor kurzem „Nintendo Switch Sports“ erschien, legt nun nach langer Pause die „Mario Strikers“-Reihe mit einem neuen Ableger nach. Ob „Mario Strikers: Battle League Football“ für mehr als einen Zeitvertreib bei schlechtem Wetter taugt, klären wir für euch in diesem Test.

Zeit, die Fußballschuhe anzuziehen

„Mario Strikers: Battle League Football” ist bereits der dritte Teil der Reihe, auch wenn der erste Ableger hierzulande 2005 noch als „Mario Smash Football“ erschien. Von Beginn an ging es in der Reihe deutlich actionreicher und oftmals auch brutaler zu als in den meisten Fußball-Videospielen. Denn Gegenspieler auf dem Weg zum Tor wurden mit allerlei Items aus dem Pilzkönigreich genauso gestoppt wie durch gut getimte Grätschen, die das Gegenüber ab und zu auch mal gegen einen Elektrozaun sausen ließen. Im zweiten Teil, „Mario Strikers Charged Football“, konnten die Team-Kapitäne zudem Spezialfähigkeiten nutzen, um sich einen Vorteil zu verschaffen. „Mario Strikers: Battle League Football“, für das bereits seit einigen Tagen eine kostenlose Demo-Version im eShop erhältlich ist, führt diese Tradition nun konsequent fort.

Einfach zu lernen, schwer zu meistern

Egal ob online oder gegen computergesteuerte Gegner: Wer sich in „Mario Strikers: Battle League Football“ behaupten möchte, der sollte sich zunächst von Fußbot die Grundlagen beibringen lassen. Im Trainings-Modus wird einem schnell klar, wie komplex das Gameplay werden kann. Insgesamt stehen acht Lektionen mit jeweils mehreren Unterkategorien auf dem Trainingsplan. Elementare Mechaniken wie Passen, Schießen und Grätschen reichen zwar bereits, um mit Freunden Spaß zu haben, diese besitzen aber bei genauer Betrachtung eine beachtliche Tiefe. Indem man beispielsweise auf das Timing achtet, kann man sogenannte perfekte Techniken ausführen. Ein perfekter Schuss, den man durch Halten und rechtzeitiges Loslassen der Schusstaste abfeuert, überwindet eher den Torhüter als ein gewöhnlicher Schuss. Perfekte Direktpässe wiederum können von Gegnern nicht abgefangen werden.

Dazu kann man durch Finten gegnerischen Tacklings ausweichen oder einen Schuss kunstvoll abbrechen, um die Verteidigung zu verwirren. Und selbst Steilpässe, bei denen man mit einem Fadenkreuz einen genauen Zielpunkt anvisiert, sind möglich. Ganz neu sind auch die sogenannten Team-Tacklings. Grätscht man in einen Mitspieler, so kann man diesen auf einen weiter entfernten Gegenspieler schleudern und so den Ball an sich nehmen. Im Test zeigte sich, dass insbesondere die Team-Tacklings ein waches Auge und gutes Timing erfordern, das Erfolgsgefühl beim Gelingen ist dafür aber umso größer. Generell gelingt es „Mario Strikers: Battle League Football“ auf beachtliche Weise, gleichzeitig zugänglich zu sein und ambitionierten Spielerinnen und Spielern die Gelegenheit zu geben, anspruchsvolle Manöver zu erlernen.

Chaos mit Abstrichen

Doch nicht nur die Spielerinnen und Spieler wollen genauestens beobachtet werden. Immer wieder werfen Zuschauerinnen und Zuschauer Items von den Stadionrängen, die beim Aufsammeln unterschiedliche Effekte auslösen. Viele davon werden den Fans der Vorgänger allerdings bereits bekannt sein. Ein Pilz beispielsweise verleiht einen kurzzeitigen Temposchub, während grüne und rote Panzer sowie Bob-ombs genutzt werden, um Gegner kurzfristig außer Gefecht zu setzen. Ein Stern dagegen macht für kurze Zeit unverwundbar. Die Items sorgen für herrliches Chaos auf dem Spielfeld, auch wenn wir uns ein paar Neuzugänge gewünscht hätten sowie Klassiker wie den Kettenhund vermissen. Ähnliches gilt auch für die Stadien, zu denen das königliche Schloss und eine schaurige Villa gehören. Dass sich die Stadion-Hälften zweier Teams zu einer einzigen Arena zusammenschließen, ist zwar in der Animation schön anzusehen, wirkt sich aber leider nicht auf das Gameplay aus. Auch die verschiedenen Effekte der Vorgänger wie herumfliegende Kühe, Kettenhunde und Blitzeinschläge fehlen leider.

Im Zweifel müssen schwere Geschütze helfen

Neu sind in ihrer Form dagegen die Hyperschüsse. Diese mächtigen Spezialaktionen können nach dem Aufsammeln einer goldenen Kugel ausgelöst werden. Während des Aufladens ist der Schütze beziehungsweise die Schützin allerdings wehrlos gegen gegnerische Tacklings und Items. Am Ende des Aufladeprozesses muss dann noch zweimal im richtigen Moment die Schusstaste betätigt werden. Trifft man dabei die Leiste an der richtigen Stelle, hat der Torhüter keine Chance, sodass dem angreifenden Team direkt zwei Tore angerechnet werden. Doch auch wenn der Hyperschuss nicht perfekt ist, herrscht unmittelbar danach Spannung. Der verteidigende Torhüter kann dann nämlich durch schnelles Tastenhämmern ein direktes Tor verhindern. Doch auch dann ist die Gefahr noch nicht vorbei. Je nach Spezialschuss gibt es verschiedene Effekte. Waluigi beispielsweise kann mit Dornenranken den Torwart kurzzeitig an Ort und Stelle festhalten, während Rosalinas Eisschuss diesen und alle anderen Gegenspieler in direkter Schusslinie einfriert. Daher lauern beide Teams nach einem unperfekten Hyperschuss stets auf Abpraller. Besonders sehenswert sind auch die Animationen der Hyperschüsse, an denen man sich auch nach einigen Stunden noch nicht sattgesehen hat. Wenn Luigi einen grünen Tornado abfeuert oder Wario den Ball per Arschbombe in Richtung Tor befördert, bleibt kein Auge trocken.

Kleider machen Fußball-Asse

Eine der größten Neuerungen und gleichzeitig Stärken in „Mario Strikers: Battle League Football“ ist das Ausrüstungssystem. Jeder der zehn Charaktere besitzt fünf Statuswerte: Kraft, Tempo, Schuss, Passen und Technik. Diese sind je nach Charakter unterschiedlich stark ausgeprägt. Bowser beispielsweise rempelt ohne Weiteres jeden Gegenspieler zur Seite, kommt dabei aber ähnlich schnell voran wie bei der Entführung von Prinzessin Peach. Toad dagegen ist flink wie ein Wiesel und besitzt auch gute Passwerte, fliegt jedoch bei der kleinsten Berührung gegen den nächsten Elektrozaun. Durch Ausrüstungsteile, die sich gegen Münzen erwerben lassen, lässt sich allerdings nicht nur der Style der Charaktere aufwerten, sondern auch ihre Statuswerte stückweise verändern. Dabei bedeutet jede Verbesserung eines bestimmten Wertes jedoch auch immer die Verschlechterung eines anderen. Wer Muskelhandschuhe anzieht, verbessert damit zwar den Kraftwert, senkt dabei jedoch gleichzeitig die Passgenauigkeit. Dadurch lassen sich selbst Allrounder wie Mario zu Schuss- oder Technikexperten umbauen.

Das Ausprobieren verschiedener Ausrüstungssets motiviert nicht zuletzt auch deswegen enorm, weil die Veränderungen deutlich spürbar sind. Während Toad ohne Ausrüstung nur mit voll aufgeladenem Tackling gegen Bowser ankommt, reicht nach Ausrüsten der richtigen Ausrüstung bereits eine Standard-Grätsche, um den Koopa-König zu Fall zu bringen. Zum Spielstart hätten wir uns einerseits mehr als zehn Charaktere gewünscht, zumal Teamkameraden aus früheren Ablegern wie Birdo oder der Hammer-Bruder nicht mehr vertreten sind. Andererseits sorgt das Anpassen der Ausrüstung und Teamkonstellation dank der einflussreichen Statuswerte aber zumindest dafür, dass sich kein Match wie das nächste spielt.

Allein bereits unterhaltsam, im Multiplayer ein Spielspaßgarant

Wer ohne Internet-Verbindung spielt oder keine aktive Nintendo Switch Online-Mitgliedschaft besitzt, kann sich lediglich zwischen den beiden Spielmodi „Einzelspiel“ und „Pokalturniere“ entscheiden. Bei letzterem treten ein bis vier Spieler in verschiedenen Turnieren an, deren Gegner je nach Turnier besonders gut in bestimmten Aspekten des Spiels sind. Im Kombopokal kombinieren sich die Kontrahenten mit schnellen Ball-Stafetten vor das Tor, während es im Muskelpokal etwas brutaler zur Sache geht. Der Turniersieg wird am Ende nicht nur mit einem schicken Pokal, sondern auch mit einer ordentlichen Menge Münzen belohnt, die sich wiederum in neue Ausrüstung investieren lässt.

Bereits allein sorgt die actiongeladene Mischung aus Items, Hyperschüssen und ausgeklügelten Taktiken für eine Menge Unterhaltung, auch wenn offline ein wenig die Langzeitmotivation durch weitere Modi fehlt. Besonders spaßig wird „Mario Strikers: Battle League Football” ähnlich wie seine Vorgänger aber ohnehin erst im Mehrspielermodus. Im Einzelspiel können dabei sogar bis zu acht Spieler und Spielerinnen gleichzeitig auf den Rasen treten. Die Übersicht geht bei vielen Spielern zwar hin und wieder ein wenig verloren, dafür kommt aber perfekte Party-Stimmung auf.

Auf dem Weg zu Ruhm und einem stylischen Stadion

Wer die oben genannten Bedingungen erfüllt, darf jedoch nicht nur lokal, sondern auch online auf Torejagd gehen. Dafür tritt man entweder einem Strikers-Club bei oder gründet schlichtweg seinen eigenen. Sofern gerade eine Saison läuft, treten diese Clubs in einer Liga gegen andere Vereine an, ansonsten lassen sich Testspiele bestreiten. Je nach Platzierung können Clubs am Ende einer Saison auch eine Liga auf- oder absteigen. Für das Bestreiten von Liga-Spielen erhalten Clubs allerdings nicht nur Punkte, sondern auch Club-Chips. Diese lassen sich vom Club-Besitzer dann in Stadionausbauten wie Dekorationen, Spielfeldmuster oder auch neue Stadionvarianten investieren. Daneben lässt sich auch das Team-Trikot mit einigen Optionen kreativ gestalten. Da bislang noch keine Saison aktiv war, konnten wir zwar noch nicht in einer Liga antreten, dafür aber bereits einige Testspiele bestreiten. Auch wenn die Stadionausbauten rein kosmetisch zu sein scheinen und sich wohl nicht auf das Gameplay auswirken, bieten die zahlreichen Upgrades das Potenzial, auch langfristig zu motivieren. Insbesondere dann, wenn regelmäßig neue Anpassungen nachkommen sollten. Weniger erfreulich waren die gelegentlichen Aussetzer im Onlinemodus, die hoffentlich bis zur Veröffentlichung behoben werden.

Endlich in moderner Grafik

Es ist bereits 15 Jahre her, dass Mario und seine Freude in „Mario Strikers Charged Football“ ihre Fußballkünste zum Besten gaben und während die Musik nach wie vor fantastisch ist, ist das Spiel visuell schlecht gealtert. Erfreulicherweise bietet der neue Ableger „Mario Strikers: Battle League Football“ eine moderne Optik mit detailreichen 3D-Charaktermodellen, farbenfrohen Stadien und fantastischen Animationen und Zwischensequenzen. Eine kleine Ausnahme sind die Zuschauer, deren Animationen deutlich weniger detailreich ausfallen, was der guten Stimmung jedoch keinen Abbruch tut. Das Sounddesign ist ebenfalls erstklassig, insbesondere die Hyperschüsse glänzen mit kraftvollem Bass, durch den der Wumms der Schüsse besonders gut vermittelt wird. Die Musik ist zwar etwas weniger abwechslungsreich als im Vorgänger, dafür aber nicht weniger rockig und aufpeitschend. Wenn es in der Verlängerung um das Golden Goal geht und die entsprechende Musik ertönt, fühlt man sich direkt doppelt motiviert, den Sieg einzufahren. Die Performance war offline zwar einwandfrei, in den von uns gespielten Online-Partien kam es jedoch hin und wieder zu Stottern und kleineren Framerate-Einbrüchen.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

Nach 15 Jahren kehrt die „Mario Strikers“-Reihe mit einem Knall zurück. „Mario Strikers: Battle League Football“ beweist, dass Fußball auch auf Nintendo Switch ein Spaßgarant ist. Obwohl etwas mehr Charaktere und Stadien zur Veröffentlichung wünschenswert gewesen wären, macht das Sportspiel aufgrund des zugänglichen und gleichzeitig komplexen Gameplays schon allein eine Menge Freude. Zumindest dann, wenn man Nintendo Switch Online-Abonnent ist. Denn ohne die Langzeitmotivation des Strikers-Clubs dürfte reinen Offline-Spielern und -Spielerinnen auf Dauer ein wenig die Abwechslung fehlen, sodass diese von der Wertung einen Punkt abziehen dürfen. Im Mehrspielermodus ist der Partyspaß dann sowohl lokal als auch online garantiert.

Bisher gibt es zwei Kommentare

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  • Avatar von KitsuLeif
    KitsuLeif 09.06.2022, 12:38
    Zitat Zitat von real_Saltek Beitrag anzeigen
    Auch wenn es natürlich Geschmackssache ist, finde ich es schade, dass Mario Strikers die gleiche Wertung bekommt wie das beste Kirby Spiel aller Zeiten.
    Glückwunsch, du hast das Problem von Zahlen als Wertungen erkannt.
    Kirby und Mario müssen anhand von unterschiedlichen Kriterien bewertet werden, und das mit einer einzigen abschließenden Wertungszahl auszudrücken ist natürlich fehlerbehaftet.
    Auch Mario Strikers Charged hat hier schon eine 8er-Wertung erhalten. Persönlich finde ich das Spiel zwar deutlich schlechter als den originalen GameCube-Teil und sehe Battle League eher als Fortsetzung des Originals an (der hier leider keine Wertung hat), aber das ist einfach Geschmackssache.
    Und solange das Core-Gameplay Spaß macht (und das tut es), ist der Content (der ja auch noch nachgeliefert werden soll) erstmal zweitrangig.
  • Avatar von real_Saltek
    real_Saltek 09.06.2022, 12:28
    Auch wenn es natürlich Geschmackssache ist, finde ich es schade, dass Mario Strikers die gleiche Wertung bekommt wie das beste Kirby Spiel aller Zeiten. Mario Strikers fehlt eine Menge Content um wirklich ein gutes Spiel zu sein, es ist ähnlich wie Mario Golf und etwas weniger schlimm als bei Mario Tennis, aber eine 8 Punkte Wertung finde ich durchaus fragwürdig. Bei Kirby gab es die 8 Punkte schon alleine wegen den 30 FPS und hier ruckelt das Spiel leider auch gewaltig. Außerdem hat es seinen schmutzigen Look und damit auf ähnliche Weise seine Seele verloren wie der Zauber der Sports Spiele. Wer Morton statt Kritter zum Torwart gemacht hat gehört zum Empfang des Gebäudes versetzt und hat in der Spieleentwicklung leider nichts verloren. Schade dass man sich bei echter Kritik so zurückhält, weil es Nintendo ist.