Der ohnehin schon lange Titel des auch von unserer Redaktion gefeierten „Cadence of Hyrule: Crypt of the NecroDancer Featuring The Legend of Zelda“ für Nintendo Switch wird nun vom ersten DLC-Paket noch ein wenig verlängert und führt uns somit zu „Cadence of Hyrule: Crypt of the NecroDancer Featuring The Legend of Zelda: DLC-Paket 1: Charakter-Paket“. Allerdings sei hier bereits erwähnt, dass der neue Review-Titel nicht das Einzige am ersten DLC-Paket ist, was uns ordentlich ins Schwitzen gebracht hat.
Der Rhythmus wo man mit muss
Vor etwas mehr als einem Jahr hat Brace Yourself Games alle Zweifler lügen gestraft die behauptet hatten, dass das Zelda-Franchise bei einem Indie-Entwickler nicht gut aufgehoben ist. Man nehme klassische Musik, mache einen Remix daraus in einer Art und Weise die sich sehr am Vorgänger „Crypt of the NecroDancer“ orientiert, mixe dies mit dem klassischen Rhythmus eines Dungeon Crawlers und kombiniere alles mit den Landschaften, Monstern und Charakteren von Hyrule. Das Ergebnis ist eine großartige Spielerfahrung, die nicht nur die Kritiker zu begeistern wusste, sondern auch die Konkurrenz weit in den Schatten stellt.
Das ganze Projekt war offenbar so erfolgreich, dass man sich nun entschied, dem Spiel einen eigenen Season Pass zu spendieren, der in drei Teilen bis Ende Oktober 2020 neue Inhalte für das Abenteuer um Zelda, Link und natürlich Cadence liefert. Das erste Paket, namentlich Charakter-Paket, ist ab sofort erhältlich und zeigt, dass man hier nicht einfach nur neue Outfits für bekannte Charaktere liefert. Vielmehr sollte man als interessierter Zelda- bzw. Cadence-Fan direkt zum Season Pass greifen, anstatt sich die drei Pakete separat zu kaufen.
Unscheinbar umfangreiche Inhalte
Das Name verrät es bereits: natürlich sind die Hauptzutat dieses DLC-Pakets die insgesamt fünf neuen Charaktere, namentlich: Impa, Frederick der Shopinhaber, Aria aus dem original „NecroDancer“ sowie die Schattenformen von Zelda und Link. Jeder der Charaktere kann im 1-Charakter-Modus genutzt werden, was letztlich ein entschlackter Story-Modus ist, der sich nur auf diese Charaktere fokussiert. Alternativ können diese im Labyrinth-Modus oder im Alle-Charaktere-Modus genutzt werden. Letzterer ist tatsächlich eine harte Nuss. Hier geht man mit jedem Charakter abwechselnd durch die Labyrinthe aka Dungeons, kann aber auch nicht zurück gehen, um zu einem anderen Charakter zu wechseln. Geschweige denn, dass es viel zu finden gibt, wenn man es tatsächlich mit allen Charakteren bis ans Ende geschafft hat. Es ist wie eine Version des Spiels, bei der man herausgefordert wird, jedes kleine Einzelteil mit jedem einzelnen Charakter zu absolvieren, abgesehen von der Oberwelt und mit einem größeren Fokus auf die Dungeons. Der Labyrinth-Modus ist fast selbsterklärend. Man entferne die komplette Oberwelt und nehme nur die Labyrinthe nacheinander. Dieser erinnert am ehesten an das originale „NecroDancer“.
Es gibt außerdem noch einen Mysterienmodus, bei dem alles was man aufheben kann - und wird - ein Geheimnis ist, bis man es aufnimmt. Auch die einzelnen Feinde sind ein Geheimnis, bis zu dem Moment in dem sie den Spieler zum letzten Checkpoint zurückschicken. Es ist als ob man mit verbundenen Augen spielt, ohne jedoch die Sicht für die komplett prozedural erstellte Welt vollständig zu verlieren. Dazu sei erwähnt, dass der Mysterienmodus auch zur Wahl steht, wenn man den DLC nicht gekauft hat. Wer möchte, kann also schon jetzt im original „Cadence of Hyrule“ den Kopf so oft er will mit voller Kraft immer und immer wieder gegen die Wand schlagen.
Kleine Charakter-Studie
Jetzt wo die Basics klar sind, wollen wir uns die Charaktere der Reihe nach anschauen. Zunächst soll das Licht auf Schatten-Zelda und Schatten-Link geworfen werden. Im Grunde muss man festhalten, dass beide Charaktere nur die originalen Charaktere darstellen, mit einem neuen Skin auf der Haut. Die Fähigkeiten der beiden Schatten-Charaktere entsprechen, bis auf wenige minimale Veränderungen, denen der Originale.
Schatten-Links Schatten-Drehattacke hat den Effekt, dass während sie aufgeladen wird, Feinde an den Spieler herangezogen werden, um in einem finalen Schlag ihr Ende zu finden. Ähnlich hat Schatten-Zeldas Schatten-Version von Nayrus Liebe nun den Effekt, dass Projektile in beiden aktiven Beats reflektiert werden. Hierbei ist der Unterschied aber so marginal, dass die meisten Spieler den Unterschied zum Original nicht erkennen werden. Auch wenn beide Skins sehr interessante Versionen ihrer alten Ichs sind, fragt man sich doch sehr schnell, warum diese Bestandteil des DLC sind. Die Unterschiede zu den Originalen sind so klein, dass sie maximal für eine kurze Testrunde dienen, bis man sich dann den wirklich interessanten neuen Charakteren widmet.
Ich habe jetzt meine eigene Nadel
Aria - ja ganz recht, nicht Arya - ist wohl einer der neuen Charaktere, der eher für Veteranen des Spiels gedacht ist. Die unzähligen Male in denen man mit Aria stirbt, nur weil man eine halbe Sekunde neben dem Takt war, sprechen Bände. Für alle die es nicht wissen, Aria ist ein Charakter aus dem originalen „NecroDancer“, die geisterhafte Großmutter der Protagonistin Cadence, und ist auch dort bereits spielbar gewesen. Arias besondere Kräfte bestehen daraus, dass sie exakt ein halbes Herz besitzt, keine weiteren Herzen oder Waffen aufnehmen kann und so schnell stirbt, dass man sich oft fragt, was eigentlich gerade passiert ist. Der einzige Grund mit Aria zu spielen und dabei erfolgreich zu sein, ist das Recht damit prahlen zu können. Gleichzeitig muss man ein Mensch größtmöglicher Zeitreserven und maximaler Geduld sein, um mit Aria überhaupt in etwas erfolgreich zu sein. Der positive Teil der Geschichte ist, dass man in „Cadence of Hyrule“ den Ohne-Beat-Modus wählen kann. So kann man sich den Druck nehmen, das Tempo zu halten, um überhaupt zu überleben. Das ist wohl die wichtigste Mechanik des Spiels, wenn man mit Aria spielt. Und ja es mag ein billiger Trick sein, aber es ist die einzige Option mit der wir überhaupt in der Lage waren einen Gegner mit Aria zu besiegen. Alle die sich darauf einlassen, seien also hiermit gewarnt.
Frederick und Impa
Es lässt sich ohne Zweifel feststellen, dass in die nächsten beiden Charaktere die meiste Arbeit geflossen ist. Frederick der Shopinhaber ist ein urkomischer und starker Charakter, der eine echte Präsenz besitzt als spielbarer Charakter. Wo man ihm bisher nur entgegentreten konnte, wenn man dumm genug war, ihn in seinem Shop anzugreifen, ist Frederick nun auf seiner eigenen Mission: ein riesiges Vermögen anhäufen und über alle Dimensionen hinweg bekannt zu sein. Seine beiden Fähigkeiten Vocal Blast und Rupee Toss sind beide sehr effektiv. Der Blast betäubt Gegner und sorgt gleichzeitig dafür, dass Projektile abgelenkt werden. Der Rupee Toss ist hingegen eine effektive Fernkampf-Waffe zum Preis von fünf Rubinen pro Einsatz. Allerdings besitzt auch Frederick ein paar Eigenheiten, die es zu beachten gilt. Er verliert beispielsweise durchgängig Rubine während der Kampf voran schreitet. Durchschnittlich verschwindet so ein Rubin ins Nirgendwo für jeden achten Beat, egal was man gerade tut. Was zunächst nicht allzu problematisch klingt, ist für Frederick tatsächlich lebensnotwendig. Ganz recht, Frederick verliert Herzen nicht nur durch Gegner sondern auch, wenn er arm wird. Allerdings hört hier der Spaß noch nicht auf. Wenn Frederick stirbt, wird er zum Phantom der Shopera, was dem Charakter nur noch mehr Sympathiepunkte einbringt. Dieses Phantom hat dann, ganz wie Aria, nur noch ein halbes Herz. Kann aber, ganz im Gegenteil zu Aria, wieder in seine ursprüngliche Form zurückkehren, wenn mehr Herzen oder Rubine aufgesammelt werden.
Frederick ist sowohl für Wieder- als auch Neueinsteiger eine fantastische und unterhaltsame Wahl. Neben dem Fakt, dass er die zweitikonischste Sache an „NecroDancer“ ist, passt er perfekt in die Welt von „Cadence of Hyrule“. Die Bewegungen und Fähigkeiten von Frederick sind toll umgesetzt und sein Verlangen nach Rubinen ist noch unwiderstehlicher als Link oder selbst Cadence. Außerdem kann er Dinge in seinen eigenen Shops verkaufen wenn er diese entdeckt. Selbst das ist äußerst unterhaltsam gestaltet. Wenn man sich entscheidet etwas im Shop abzulegen was nicht mehr benötigt wird, erscheint eine kleine Frederick-Puppe und singt. Nach ein wenig vergangener Zeit erhält man plötzlich Geld für den hinterlegten Artikel, da ein sogenannter Held diese wohl gekauft hat. Frederick hat also alles was es braucht, um für mehr als einen Spieldurchgang zu begeistern.
Zuletzt haben wir da noch Impa. Und man mag fast sagen „Das beste zum Schluss“. Impa war nahezu immer Bestandteil der Zelda-Spiele, hat jedoch nur die Rolle der geschmeidigen und kommandierenden Person inne gehabt, wie die meisten sie aus „Ocarina of Time“ kennen. Sie war ein spielbarer Charakter in „Hyrule Warriors“ und es ist sehr schade, dass das Spiel nicht noch erfolgreicher war. In „Cadence of Hyrule“ bekommt Impa nun endlich die Rolle in einem Spiel, die ihr zusteht. Impa hat einen Speer von Beginn an und nicht nur einen kleinen Dolch, was sie schon jetzt sehr sympathisch macht. Mit diesem Speer kann sie Projektile ablenken und sogar drei Felder voraus angreifen, was ihr einen riesigen Vorteil gegenüber den meisten Gegnern verschafft, die sie so nicht einmal erreichen können. Beide Fähigkeiten für sich wären bereits ein großartiges Feature. Sogar im passiven Modus kann sie restlos überzeugen. Wenn ihre Ausdauer voll ist und sie beispielsweise direkt von vorn attackiert wird und eine Möglichkeit zum Ausweichen um sich herum hat, verschwindet sie automatisch und lässt nur ein Abbild an ihrer Position zurück, was dazu führt, dass sie keinen Schaden erleidet. Die Voraussetzung einer vollen Ausdauerleiste verhindert zwar die grenzenlose Nutzung dieser Fähigkeit, dennoch ist sie vor allem in den späteren Leveln von immenser Bedeutung.
Impa, das lässt sich ohne Zweifel festhalten, ist der wichtigste Bestandteil dieses Pakets. Sie erzeugt fantastische Kombinationsmöglichkeiten durch ihre größere Reichweite, die stärkere Konstitution im Vergleich zu den meisten anderen Charakteren (vor allem Aria) und fügt sich ganz natürlich in die Spielwelt ein. Der einzige Grund einen anderen Charakter als Impa zu wählen, kann nur der Wunsch nach einer größeren Herausforderung sein oder um eine Pause zu machen, um sie danach wieder mehr in dieser Welt zu schätzen zu wissen. Wenn man nun noch den Ohne-Beat-Modus wählt, ist „Cadence of Hyrule“ eine Gitter-artige Fantasie von Impa, in der sie endlich mit Leichtigkeit alles und jeden hinwegfegen kann, der sich Prinzessin Zelda in den Weg stellt. Man könnte durchaus sagen, dass sie etwas zu stark ist, aber ich wüsste nicht warum man sich daran stören sollte bei einer derart tollen Figur - und wir haben schließlich immer noch Aria. Impa macht das Spiel auf keinen Fall langweilig. Ganz im Gegenteil, man hat endlich das Gefühl, volle Kontrolle über die Welt von „Cadence of Hyrule“ zu haben und der einzige Grund sich nicht direkt zu Beginn mit Ganon anzulegen, ist dass man vorher noch das Spiel auf dem normalen Weg durchspielen muss.
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